Verdauungssystem: Anatomie und Funktion, wie lange Verdauung dauert – und warum Darmgesundheit so wichtig ist.

Birgit Blumenschein
Birgit Blumenschein
Diätassistentin, Dipl. Medizinpädagogin
Aalen
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Über den Mund in den Magen durch Dünndarm, Dickdarm und Mastdarm: Diesen Weg nimmt die Nahrung durch unseren Verdauungstrakt. Was hier genau passiert, fragen wir meist nur, wenn Verdauungsprobleme auftreten. Dabei ist insbesondere die Darmgesundheit wichtig für unser Wohlbefinden. Bei andauernden Magen-Darmbeschwerden solltest Du deshalb unbedingt eine Arztpraxis aufsuchen. Denn wiederkehrende Blähungen, Verstopfungen oder Durchfälle können auch auf eine Zöliakie hinweisen. Dabei führt die Zufuhr von Gluten zu einer chronischen Entzündung der Dünndarmschleimhaut. Die Zöliakie zählt aber nicht zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.

Anatomie und Funktion des Verdauungssystems

Deine Verdauung startet schon im Mund: Sorgfältiges Kauen zerkleinert die Nahrung, Enzyme aus dem Speichel spalten z. B. Kohlenhydrate in Zucker. So vorbereitet gelangt sie durch die Speiseröhre in den Magen – die nächste Station in Deinem Verdauungssystem. Dort wird die Nahrung durch den sauren Magensaft vorverdaut, der u. a. aus Magensäure, Schleim, Wasser und Enzymen besteht. Im Verdauungstrakt weitertransportiert wird der Speisebrei durch die sogenannte Peristaltik: rhythmische Bewegungswellen von Magen und Darm.

Wie lange dauert die Verdauung?

Bis der Speisebrei vom Magen in den Darm gelangt, kann es schon mal vier Stunden dauern, bei fettreicher Nahrung auch mehr. Bis zum Ende der Verdauung und der Ausscheidung der unverdaulichen Reste dauert es aber noch deutlich länger: bis zu 100 Stunden.1 Denn nach der Reise durch den Magen gelangt der Speisebrei für die weitere Verdauung zunächst in den ersten Teil des Dünndarms: den Zwölffingerdarm. Hier wird er durch Bauchspeichel aus der Bauchspeicheldrüse und Galle aus der Gallenblase weiter zersetzt. Woher der Zwölffingerdarm seinen Namen hat, erfährst Du im Gutsense-Wiki.

Darm: Aufbau, Anatomie und Mikrobiom

Der drei bis fünf Meter lange Dünndarm spielt in unserem Verdauungssystem eine zentrale Rolle: Hier wird die Nahrung in ihre Einzelteile gespalten – in Zucker, Aminosäuren und Fettsäuren. Der Darmaufbau ist hier faltig, so dass die Dünndarmschleimhaut eine große Oberfläche hat. Über sie werden Nahrungsbestandteile, Salze und Vitamine ins Blut aufgenommen.2 Im Dickdarm nähert sich die Verdauung dem Ende: Flüssigkeit und Elektrolyte werden entzogen, sodass der Stuhl fester wird.2 Der letzte Abschnitt des Verdauungstrakts ist der Mastdarm, der in den After mündet. 

Im gesamten Darm sind außerdem Milliarden von Mikroorganismen angesiedelt. Die Gesamtheit dieser Mikroorganismen - das Mikrobiom - leistet einen wichtigen Beitrag für die Darmgesundheit und unsere Gesundheit im Allgemeinen.3

Darmbeschwerden und Verdauungsstörungen durch Gluten

So ist das Darmmikrobiom bei Zöliakie häufig im Ungleichgewicht.4 Die Aufnahme von Gluten mit der Nahrung führt bei dieser autoimmunen Erkrankung zur chronischen Entzündung des Darms, genauer: der Dünndarmschleimhaut. Darmbeschwerden wie Blähungen, Durchfall und Verstopfung zählen zu den Symptomen. Eine Zöliakie kann sich aber auch gar nicht oder ganz anders bemerkbar machen – beispielsweise durch Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Gelenkbeschwerden. Auch Vitamin- und Mineralstoffmängel können auf eine unbehandelte Zöliakie hinweisen, da die Dünndarmschleimhaut durch die Entzündung abgeflacht ist, sodass Nährstoffe nicht mehr optimal aufgenommen werden können. Durch Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung können Menschen mit Zöliakie aber beschwerdefrei leben.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Von der Zöliakie abzugrenzen sind die sogenannten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Mit diesem sind die Autoimmunerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gemeint. Die beiden Krankheiten machen sich vorwiegend im Verdauungssystem durch andauernde und sehr starke Entzündungen bemerkbar und weisen bestimmte Ähnlichkeiten auf. Daher werden sie in der Medizin als chronisch entzündliche Darmerkrankungen zusammengefasst.5

Darmgesundheit ist wichtig – nicht nur für Deine Verdauung

Die Darmgesundheit spielt nicht nur für die Verdauung eine wesentliche Rolle: Neben der lebenswichtigen Verwertung von Nahrung und Flüssigkeit wird auch Dein Immunsystem und sogar das seelische Gleichgewicht vom Darm beeinflusst. 

Wiederkehrende Darmbeschwerden? Ab in die Arztpraxis!

Bei wiederkehrenden Darmbeschwerden ist daher ein Besuch in der Arztpraxis angesagt. Wenn Du vermutest, dass Gluten der Auslöser Deiner Symptome ist, kann man Dein Blut dort auf spezielle Antikörper testen. Diese können einen Hinweis auf Zöliakie geben. Vor der Untersuchung solltest Du aber unbedingt weiter glutenhaltig essen – sonst könnten die Ergebnisse verfälscht sein.

1https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/verdauungssystem/wie-genau-funktioniert-die-verdauung/, abgerufen am 05.04.2023.

2https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-der-darm.html, abgerufen am 05.04.2023.

3https://www.helmholtz-hzi.de/de/wissen/wissensportal/unser-immunsystem/das-mikrobiom/, abgerufen am 05.04.2023.

4https://www.drschaer.com/de/institute/a/einfluss-mikrobiom-glutenbedingte-erkrankungen, abgerufen am 05.04.2023.

5https://www.medumio.de/ced-chronisch-entzuendliche-darmerkrankung/, abgerufen am 05.04.2023.

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