Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung mit bislang ungeklärter Ursache. Das Krankheitsgeschehen spielt sich hauptsächlich am Darm ab und die Behandlung erfolgt durch eine lebenslange streng glutenfreie Ernährung. Was das mit der Leber zu tun hat? So einiges: Prof. Dr. Martin Storr, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie kennt die Zusammenhänge zwischen Zöliakie und Leber und teilt sein Expertenwissen, hier auf Gutsense.
In erster Linie handelt es sich bei der Zöliakie um eine Autoimmunerkrankung des Darms und spielt sich hauptsächlich auch eben dort ab. Es ist aber sehr gut bekannt, dass die Zöliakie auch Funktionsstörungen an anderen Organen verursachen oder triggern kann. Und eins der Organe, an denen sich eine Zöliakie bemerkbar machen kann, ist die Leber – auch dieser Zusammenhang ist gesichert. Dabei kann die Leber auf verschiedenste Art betroffen sein.
Bei fast 50 Prozent der Zöliakie Betroffenen lassen sich zum Zeitpunkt der Diagnose erhöhte Leberwerte finden. Dazu zählen vor allem Erhöhungen bestimmter Enzyme, der sogenannten Transaminasen GOT und GPT. Es können aber auch andere Leberwerte erhöht sein – z. B. die Enzyme GGT oder AP oder der Gallenfarbstoff Bilirubin. Interessanterweise können diese Leberwerterhöhungen auch ohne anderweitige Krankheitszeichen an der Leber auftreten.
Neben leichtgradig erhöhten Leberwerten ohne Krankheitswert finden sich bei manchen Menschen mit Zöliakie auch echte Funktionsstörungen der Leber. Dazu zählen u. a. die Fettleber oder eine akute bzw. chronische Hepatitis, also eine Entzündung der Leber. Bekannt ist außerdem ein Zusammenhang zwischen der Autoimmunerkrankung Zöliakie und Autoimmunerkrankungen der Leber. Zu diesen zählen die Autoimmunhepatitis, die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) und die primär biliäre Zirrhose (PBC). Äußerst selten können auch schwerere Lebererkrankungen auftreten. Wie genau Zöliakie zu Lebererkrankungen führt, ist allerdings noch unklar.
Wie bereits erläutert, wissen wir, dass eine noch nicht erkannte Zöliakie u. a. auch zu Komplikationen im Sinne einer Leberschädigung führen kann. Dabei hat das Ausmaß der Leberschädigung mit der Dauer der nicht behandelten Zöliakie zu tun. Diese Behandlung bedeutet den strikten, lebenslangen Verzicht auf Gluten. Da der Zusammenhang zwischen Zöliakie und erhöhten Leberwerten sehr gut bekannt und sehr häufig ist, sollten Menschen mit unklaren Leberwerterhöhungen sich ärztlich auf Zöliakie testen lassen. Unter glutenfreier Diät gehen die Leberwerte bei Zöliakie Betroffenen üblicherweise rasch zurück – bis hin zur Normalisierung.
