Autoimmunerkrankungen: Zöliakie, Hashimoto, Typ 1 Diabetes & Co.

Prof. Dr. med. Martin Storr
Prof. Dr. med. Martin Storr
Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie (LMU)
München
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Eigentlich soll uns das Immunsystem vor schädlichen Eindringlingen schützen. Manchmal richtet es sich aber fälschlicherweise gegen körpereigenes Gewebe. Dann spricht man von einer Autoimmunerkrankung. Zu den Autoimmunerkrankungen zählen u. a. Zöliakie, Hashimoto Thyreoiditis und Typ 1 Diabetes. Welche Autoimmunerkrankungen es noch gibt, welche Ursachen bekannt sind und was dabei im Körper passiert, das erläutert Prof. Dr. Martin Storr, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie.

Welche Autoimmunerkrankungen gibt es noch?


Autoimmunerkrankungen können ein einzelnes Organ betreffen, wie die Zuckerkrankheit vom Diabetes Typ 1 oder Schilddrüsenerkrankungen wie Morbus Basedow und Hashimoto Thyreoiditis. Autoimmunerkrankungen können aber auch systemisch, also im gesamten Körper, auftreten. Letzteres ist beispielweise bei der Autoimmunerkrankung Zöliakie der Fall, aber auch bei der rheumatoiden Arthritis oder der Multiplen Sklerose (MS).

Was sind Autoimmunerkrankungen?


Autoimmunerkrankungen sind Krankheiten, bei denen das Immunsystem, das unseren Körper normalerweise vor schädlichen Eindringlingen wie Bakterien und Viren schützt, fälschlicherweise körpereigene Strukturen angreift. Dies geschieht, weil das Immunsystem  bei Autoimmunerkrankungen bestimmte Körperzellen, -gewebe oder -organe als fremd wahrnimmt und Abwehrreaktionen gegen sie auslöst.

Was passiert bei Autoimmunerkrankungen?


Bei einer Autoimmunerkrankung versagt demnach die natürliche Selbsttoleranz gegenüber dem eigenen Körper. Das Immunsystem bildet dann beispielsweise sogenannte Autoantikörper, die sich gegen das eigene Gewebe richten. Es kann auch fehlgeleitete Abwehrzellen aktivieren - insbesondere sogenannte T-Zellen - die körpereigene Strukturen angreifen. Dies kann zu Entzündungen, Gewebeschäden und Funktionsstörungen führen.

Was sind Ursachen von Autoimmunerkrankungen?


Die genauen Ursachen von Autoimmunerkrankungen sind oft unklar, aber mehrere Faktoren können bei der Entstehung eine Rolle spielen. Zu den möglichen auslösenden Faktoren zählen eine genetische Veranlagung, hormonelle Einflüsse, Ernährungsweise, Lebensstil sowie ein gestörtes Darmmikrobiom.

Treten Autoimmunerkrankungen gemeinsam auf?


Wissenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Autoimmunerkrankungen oftmals vermehrt auftreten, wenn schon eine andere Autoimmunerkrankung besteht. Auch für die Zöliakie ist gut bekannt, dass sie oft in Zusammenhang mit anderen Autoimmunerkrankungen auftritt – wenngleich aktuell noch unklar ist, wie es zu diesen Ko-Existenzen kommt. Gesichert ist, dass Menschen mit Autoimmunerkrankungen wie Typ 1 Diabetes, Rheuma, Autoimmunhepatitis, primär biliärer Zirrhose (PBC), primär sklerosierende Cholangitis (PSC), Bindegewebserkrankungen (Kollagenosen) und Schilddrüsen Autoimmunerkrankungen, wie Hashimoto Thyreoiditis und Morbus Basedow, ein erhöhtes Risiko haben, dass zusätzlich eine Zöliakie vorliegt. 

Bei welchen Autoimmunerkrankungen sollte nach Zöliakie gesucht werden?


Das Risiko eine Zöliakie zu haben, wenn eine andere Autoimmunerkrankung vorliegt, ist bei manchen Autoimmunerkrankungen nicht nur hoch, sondern sogar sehr hoch. Zu den Erkrankungen, bei denen auf jeden Fall nach einer Zöliakie gesucht werden sollte, gehören der Typ 1 Diabetes mellitus und die Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie der Morbus Basedow und die Hashimoto Thyreoiditis. Hier ist eine ärztliche Zöliakie Antikörperbestimmung  immer angebracht. 

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