Knochen- und Darmgesundheit – gibt es da einen Zusammenhang?
Auf jeden Fall! Schließlich nehmen wir den Knochenbaustein Kalzium über unseren Dünndarm in den Körper auf. Ist die Dünndarmschleimhaut geschädigt - beispielsweise durch eine unbehandelte Zöliakie - ist das Osteoporose Risiko erhöht. Welche Osteoporose Ursachen es noch gibt und wie sich ein Knochenschwund bemerkbar macht, erklärt der Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, Prof. Dr. Martin Storr.
Was ist Osteoporose?
Die im Volksmund auch als Knochenschwund bezeichnete Osteoporose ist eine Erkrankung des Skelettsystems, bei der die Knochendichte und -qualität abnehmen. Dadurch werden die Knochen porös und anfälliger für Brüche, auch schon bei kleineren Verletzungen. Meist tritt Osteoporose erst im höheren Lebensalter auf, sie kann aber auch jüngere Menschen betreffen.
Welche Osteoporose Ursachen gibt es?
Die Ursachen der Osteoporose werden medizinisch in primäre und sekundäre Ursachen unterteilt. Zu den primären Ursachen zählen natürliche Alterungsprozesse und hormonelle Veränderungen – beispielsweise bei Frauen in der Menopause. Während die primäre Osteoporose ohne Vorerkrankungen entsteht, tritt die sekundäre Osteoporose als Begleiterkrankung auf. Zu den sekundären Ursachen zählen unter anderem bestimmte Medikamente (z.B. Kortison), Störungen im Hormonhaushalt (z. B. Schilddrüsenüberfunktion) oder Störungen im Magen-Darm-Trakt, die die Nährstoffversorgung mit Kalzium beeinträchtigen.
Wie entsteht ein Kalziummangel?
Ein Kalziummangel tritt vor allem dann auf, wenn die Kalziumversorgung langfristig unzureichend ist. Neben den genannten sekundären Ursachen tritt eine unzureichende Kalziumversorgung beispielsweise bei unausgewogener Ernährung, Laktoseintoleranz oder veganer Lebensweise ohne ausreichende Kalziumquellen auf. Da zur Kalziumaufnahme über den Darm Vitamin D wichtig ist, kann auch ein Vitamin D Mangel eine Rolle für eine unzureichende Kalziumversorgung spielen. Auch bei chronischen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn oder Zöliakie ist die Kalziumversorgung reduziert, wenn der geschädigte Darm Nährstoffe nicht effektiv verwerten kann.
Weshalb ist Zöliakie ein Risikofaktor für Osteoporose?
Menschen mit unbehandelter Zöliakie haben ein erhöhtes Risiko für Osteoporose, das ist gut bekannt. Zum einen kommt es bei der Zöliakie zu einer reduzierten Aufnahme von Kalzium und Vitamin D. Diese gestörte Nährstoffaufnahme im Dünndarm wird im Fachjargon auch Malabsorption genannt. Außerdem ist die Zöliakie eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung – und wir wissen, dass chronische Entzündungen den Knochenabbau verstärken.
Wie kann Osteoporose bei Zöliakie verhindert werden?
Die einzige Behandlungsmöglichkeit für eine Zöliakie ist eine lebenslange glutenfreie Ernährung. Wichtig: Vor Beginn der glutenfreien Ernährungstherapie muss die ärztliche Zöliakie Diagnose abgeschlossen sein, da es sonst zu verfälschten Ergebnissen kommen kann! Wird die glutenfreie Ernährung bei Zöliakie konsequent umgesetzt, kann die Dünndarmschleimhaut sich erholen. Hat sich die Dünndarmschleimhaut regeneriert, können Nährstoffe - wie Kalzium und Vitamin D - wieder normal aufgenommen werden.
Es ist allerdings sinnvoll, auf eine ausreichende Kalziumzufuhr zu achten: Erwachsenen ab 19 Jahren wird die Zufuhr von einem Gramm Kalzium pro Tag empfohlen – die besten Kalziumquellen sind Milchprodukte, aber auch grünes Gemüse sowie Samen und Nüssen liefern Kalzium1. Eine Ernährungsberatung im Zusammenhang von Osteoporose und Zöliakie ist sinnvoll und kann im Rahmen der allgemeinen Zöliakie Ernährungsberatung erfolgen.
Außerdem sollte bei Zöliakie auf Vitamin D Mangel kontrolliert und gegebenenfalls behandelt werden. Ergänzend ist ein aktiver Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung und Krafttraining zur Stärkung der Knochen angeraten.
Was sind typische Osteoporose Symptome?
Ganz gleich welche Ursache der Osteoporose zugrunde liegt: Osteoporose bleibt oft sehr lange unbemerkt, da zunächst keine Schmerzen oder anderweitige Beschwerden entstehen. Im Osteoporose Verlauf können dann Rückenschmerzen - beispielsweise durch Wirbelkörperbrüche -, Körpergrößenverlust durch zusammensinkende Wirbel oder vermehrte Knochenbrüche schon bei kleinen Stürzen oder alltäglichen Bewegungen auftreten.
Wie wird die Diagnose Osteoporose gestellt?
Ärztliche Diagnosemaßnahmen zum Nachweis einer Osteoporose und zur Verlaufsbeobachtung sind die Knochendichtemessung, Blutuntersuchungen, um einen Kalzium- oder Vitamin D Mangel festzustellen, sowie Röntgenaufnahmen bei Verdacht auf Knochenbrüche.
1https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/calcium/