Der Weg zur Diagnose: Wie testet man auf Zöliakie & anderen gluten- und weizenbedingten Erkrankungen
Zöliakie, Gluten-/ Weizensensitivität, Weizenallergie, Reizdarmsyndrom: who´s who?
Was ist Darmgesundheit – und warum ist sie so wichtig?
Reizdarmsyndrom
Unter einem Reizdarmsyndrom (RDS oder IBS für die englische Bezeichnung Irritable Bowel Syndrome) versteht man eine Funktionsstörung des Darms. Trotz zahlreicher Arztbesuche und gründlicher Untersuchung wird hierbei oft keine körperliche Ursache gefunden. Und doch sind die Beschwerden auf Dauer nicht zu ignorieren, da sie die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen. Schätzungsweise rund 11 bis 20 Prozent27 der Bevölkerung weltweit haben ein Reizdarmsyndrom. In Deutschland liegt die Häufigkeit bei etwa 15 Prozent.28 Frauen sind doppelt so oft betroffen wie Männer29, insbesondere im Alter zwischen 20 und 30 Jahren.30,31
Die Symptome können sehr vielfältig sein. Meist äußert sich ein Reizdarmsyndrom durch Blähungen, Verstopfung, Durchfall, Völlegefühl und krampfartige Bauchschmerzen. Auch Müdigkeit, Schlafstörungen, Depressionen sowie Rücken-, Gelenk- oder Kopfschmerzen zeigen sich häufig in Kombination oder als Folge eines Reizdarmsyndroms. Die oftmals unspezifischen Beschwerden erschweren die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen wie Zöliakie, Weizenallergie, Gluten-/Weizensensitivität oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten.32
Die Behandlung des Reizdarmsyndroms erfolgt immer individuell – und kann damit von Fall zu Fall variieren. Die aktuelle Reizdarm-Therapie stützt sich gleichzeitig auf verschiedene Ansätze. Zu diesen zählen Psychotherapie, Entspannungsübungen, Medikamente, Probiotika – und eine gezielte Ernährungstherapie, die sich an den jeweiligen Symptomen orientiert.33
Evidenzbasierte Ernährungstipps bezüglich des Reizdarmsyndroms sucht man noch immer vergebens, was aber nicht bedeutet, dass gerade mit einer Diät, die sich nach möglichen Unverträglichkeiten richtet, keine Erfolge erzielt werden können. Besonders eine individuell angepasste low FODMAP-Diät beschreiben Viele als eine effiziente Möglichkeit, Symptome zu lindern. Bei der Ernährung gilt: Unverträgliche Kohlenhydrate (Laktose, Fruktose, Sorbitol) nach Möglichkeit vermeiden.
Nicht allein die Ernährung wird als Ursache für ein Reizdarmsyndrom verantwortlich gemacht. So spielen zu viele Kohlenhydrate und Zucker, zu wenig Ballaststoffe und zu viel Alkohol zwar wahrscheinlich eine Rolle, aber auch Erkrankungen und Infektionen müssen berücksichtigt werden, deren Verlauf über Wochen, Monate und sogar Jahre persistieren kann. Auch genetische Faktoren können nicht ausgeschlossen werden. Eine je nach Person vorhandene, genetische Prädisposition für das Reizdarmsyndrom ist definitiv möglich. Letzten Endes spielen über das Bauchhirn auch soziale Faktoren wie Stress unter Umständen eine Rolle, ebenso wie auch Umwelteinflüsse.
Um spezifische Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien aufzudecken, kann ein Ernährungstagebuch hilfreich sein. Wenn bestimmte Nahrungsmittel die Beschwerden auslösen oder verschlimmern, kann man zielgerichtet darauf reagieren. Mitunter verbessert eine glutenfreie Ernährung das Auftreten von Schmerzen, Blähungen und Müdigkeit sowie die Stuhlkonsistenz. So zeigte eine Studie der Charité Berlin34, dass ein Drittel der Reizdarmpatientinnen und -patienten stark von einer glutenfreien Ernährung profitieren und sogar beschwerdefrei leben können. Bei ihnen liegt wahrscheinlich eine Gluten-/Weizensensitivität vor. Wichtig ist allerdings, dass eine Zöliakie und auch eine Weizenallergie ausgeschlossen wurden, bevor mit der glutenfreien Ernährung begonnen wird.35 In manchen Ländern hat sich beim Reizdarmsyndrom die Low-FODMAP-Diät als Therapie etabliert, da sie vielversprechende Ergebnisse liefert.36 So konnte eine Studie37 zeigen, dass sich bei bis zu 70 Prozent der Menschen mit Reizdarm die Symptome mit einer Low-FODMAP-Diät verbessern lassen.38
27Enck, P. et al. (2016) Irritable bowel syndrome. Nat. Rev. Dis. Pri-mers
28Althaus, A et al. (2016) Gastroenterologie [Rome III Criterien]
29Zahedi, MJ et al. (2017) Low FODMAPs diet vs. general dietary advice improves clinical response in patients with diarrhea-predominant irritable bowel syndrome: a randomized cont-rolled trial, Journal of Gastroenterology and Hepatology
30Nice, 2008: Irritable bowel syndrome in adults: diagnosis and management
31DE_Schär_Folder_Reizdarm_2019-02.
32DE_DSI_Infoblatt_Reizdarmsyndrom_2019-02.pdf
33DE_Schär_Folder_Reizdarm_2019-02.
34Barmeyer, C. et al. (2016) Long-term response to gluten-free diet as evidence for non-celiac wheat sensitivity in one third of patients with diarrheadominant and mixed-type irritable bowel syndrome. Int J Colorectal Dis
35DE_Schär_Folder_Reizdarm_2019-02.
36Gibson PR (2017) Evidence for the low FODMAP diet in IBS. Elsevier
378.Quelle: Halmos, E.P. et al.: A diet low in FODMAPs reduces sym-ptoms of irritable bowel syndrome.
38DE_Schär_Folder_Reizdarm_2019-02.