Das Reizdarmsyndrom ist vermutlich eines der prominentesten Themen, wenn es um die Darmgesundheit geht. Aber welche Reizdarm Formen gibt es eigentlich? Was für Reizdarm Symptome und Ursachen sind bekannt – und wie lässt sich ein Reizdarm behandeln? Die richtigen Antworten auf diese und weitere wichtige Fragen gibt Prof. Dr. Martin Storr, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie.
Was ist das Reizdarmsyndrom?
Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine funktionelle Magen-Darm-Erkrankung, die durch wiederkehrende Bauchschmerzen, Blähungen und Stuhlveränderungen gekennzeichnet ist. Das Besondere am Reizdarmsyndrom ist, dass keine organischen Veränderungen wie Entzündungen oder Geschwüre vorliegen, sondern Störungen der Darmfunktion die Beschwerden verursachen. Zu diesen Funktionsstörungen bei Reizdarm zählen unter anderem:
- Störungen der Verdauungsfunktion
- Störungen der Durchlässigkeit der Darmbarriere (Leaky Gut)
- Störungen der Darmbewegung / Motorik
- Störungen der Schmerzwahrnehmung und -erinnerung
- Störungen der Darm-Hirn-Interaktion
Welche Reizdarm Typen gibt es?
Das Reizdarmsyndrom wird in verschiedene Typen eingeteilt. Diese Unterteilung erfolgt anhand der vorherrschenden Stuhltextur. So unterscheidet man bei Reizdarm Durchfall dominierte Ausprägungen (RDS-D) von der Verstopfungs- bzw. Obstipations-dominanten Form (RDS-O). Außerdem kennen wir eine Mischform (RDS-M), bei der sich Durchfall und Verstopfung abwechseln. Daneben gibt es auch eine unspezifische Reizdarm Form (RDS-U), die nicht klar zugeordnet werden kann.
Wie häufig ist das Reizdarmsyndrom?
Das Reizdarmsyndrom ist auf der ganzen Welt sehr weit verbreitet, auch in Ländern mit einem völlig anderem Lebens- und Ernährungsstil. Schätzungen zufolge leiden etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung daran – dabei sind Frauen häufiger von einem Reizdarm betroffen als Männer. In den meisten Fällen beginnt ein Reizdarmsyndrom bereits im jungen Erwachsenenalter.
Was sind typische Reizdarm Symptome?
Die hauptsächlichen Reizdarm Symptome sind Bauchschmerzen, Blähungen und Veränderungen der Stuhltextur – also Durchfall oder Verstopfung. Viele vom Reizdarmsyndrom Betroffene klagen zudem über weitere funktionelle Beschwerden wie Völlegefühl, vermehrtes Aufstoßen oder das Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung. Charakteristisch für den Reizdarm ist, dass sich die Beschwerden nach dem Essen oft verstärken und durch Stuhlgang oder Luftabgang vorübergehend bessern.
Was sind mögliche Reizdarm Ursachen und Auslöser?
Es gibt mehrere Faktoren, die beim Reizdarm eine Rolle spielen. Führend sind genetische und immunologische Faktoren an der Darmbarriere, die wir im Einzelnen aber noch nicht kennen. Sehr bedeutend sind außerdem Störungen der Wechselwirkung zwischen Darm und Gehirn und das beim Reizdarm überempfindliche Darmnervensystem. Beides führt zu einer verstärkten Schmerzempfindlichkeit und -wahrnehmung. Darüber hinaus sind Störungen der Darmflora, Stress und eine veränderte Motorik bzw. Beweglichkeit des Darms wesentliche Mitauslöser. Gut bekannt ist auch, dass bei etwa einem Drittel der Reizdarm Betroffenen eine vorausgegangene Magen-Darm-Infektion mitauslösend sein kann, was postinfektiöses Reizdarmsyndrom genannt wird.
Wie wird die Diagnose Reizdarm gestellt?
Die Diagnose Reizdarm erfolgt in erster Linie in der hausärztlichen Praxis, anhand der jeweiligen Beschwerden und einer zielführenden Ausschlussdiagnostik. Eine spezifische Untersuchung, mit der ein Reizdarm direkt gezeigt werden kann, gibt es noch nicht. Wichtig ist aber, ärztlicherseits zunächst andere Erkrankungen als Beschwerdeauslöser auszuschließen – insbesondere Zöliakie, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Dazu können Blutuntersuchungen, Stuhltests, Ultraschall oder eine Darmspiegelung notwendig sein.
Wie lässt sich Reizdarm behandeln?
Die Reizdarmsyndrom Therapie richtet sich nicht gegen eine Ursache (denn diese ist noch nicht bekannt), sondern nach den individuellen Beschwerden und kann verschiedene Ansätze umfassen. Ein solches Vorgehen ist Standard und wird symptomatische Therapie genannt.
Reizdarm Diät und nichtmedikamentöse Behandlung
Bei einer nichtmedikamentösen Reizdarmsyndrom Therapie können eine Ernährungsumstellung und das Führen eines fachlich fundierten Ernährungs-Symptom-Tagebuchs hilfreich sein. Insbesondere eine Reduktion von Rohkost und blähenden Lebensmitteln oder eine spezielle Form der Reizdarm Ernährung, die sogenannte low FODMAP Diät, können sehr wirkungsvolle Maßnahmen sein. Bewegung, medizinisches Reizdarm Yoga , das Anwenden von positiver Psychologie - z. B. ein Positiv Tagebuch für den Bauch - und Stressbewältigung können ebenfalls sehr wirkungsvolle Hilfsmittel sein. Zur Stressbewältigung besonders hilfreich sind die Darmhypnose und Achtsamkeits-basierte Verfahren, wie Mindful-Darm. Zudem können Nahrungsergänzungsmittel wie Präbiotika und ausgewählte Probiotika die Mikrobiota des Reizdarms positiv beeinflussen.
Welche Rolle spielt die Psychotherapie beim Reizdarm Behandeln?
Zentral beim Reizdarm ist die gestörte Schmerzwahrnehmung und das überempfindliche Darmnervensystem. Daher können auch Stress und psychische Belastungen ein Reizdarmsyndrom verstärken – das spüren viele Betroffene. Daher haben sich hier ansetzende Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie als sehr wirksam erwiesen und werden von der Behandlungsleitlinie wärmstens empfohlen. So lernen Menschen mit Reizdarmsyndrom, ihre Beschwerden besser zu bewältigen und ihre Darm-Hirn-Achse positiv zu beeinflussen.
Welche Tipps bei Reizdarm können Betroffenen außerdem gegeben werden?
Ein Reizdarm ist zwar belastend, aber keine gefährliche oder gar bedrohliche Erkrankung. Eine Kombination aus eigenverantwortlicher Ernährungsumstellung, Bewegung, Stressbewältigung und gezielter medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung kann die Beschwerden deutlich lindern. Es lohnt sich, Ruhe zu bewahren, Geduld zu haben und für sich eine individuell passende Reizdarm Strategie zu finden.